Bachrenaturierungen in Mecklenburg-Vorpommern
Einsatz für fließende Gewässer
Mecklenburg-Vorpommern ist für seine vielgestaltige Seenlandschaft berühmt und ein beliebtes Urlaubsziel. Der ökologische Wert der Süßgewässer würde sich aber um ein Vielfaches erhöhen, wenn das reiche System an Flüssen, Bächen und Gräben intakt wäre. Leider ist in MV fast jeder sechste Bach verrohrt, was einer Zerstörung gleich kommt; Die Wasserqualität ist gemindert und wandernde Arten stoßen hier auf eine Barriere.
Die Manfred-Hermsen-Stiftung hilft durch Teilfinanzierungen ausgewählte Bäche zu renaturieren (Tessenower Graben/Stammbach bei Bülow, Karnbach bei Klein Luckow, Klostermühlenbach bei Malchow, Ziddorfer Mühlbach und Westpeene bei Schorssow). Die Hauptlast trägt dabei jeweils das Land, welches bestrebt ist, die Wasserrahmenrichtlinie der EU umzusetzen. Meist werden Kinder und Jugendliche eingebunden und begleiten die Arbeiten planerisch und praktisch.
Beispiel Tessenower Graben/ Stammbach
Der Stammbach liegt im Naturpark „Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See“ und fließt nahe Bülow in den Malchiner See. Der durch Schilf und einen Waldstreifen geschützte Mündungsbereich dient See- und Fischadler zum Rasten und Verschlingen ihrer Beute. Doch nahe diesem natürlichen und ungestörten Mündungsbereich war der Stammbach zu DDR-Zeiten umgeleitet und kurz darauf auf 4 km Länge unter die Erde verlegt worden. Weiter aufwärts behinderten außerdem zu kleine Durchlässe das Bachleben.
Gemeinsam mit der Naturparkverwaltung, dem Wasser- und Bodenverband Teterower Peene und ortsansässigen Landwirten hat unsere Stiftung diesen besonders wertvollen Bach wieder in seine natürliche Gestalt zurück verwandelt. Die Umsetzung erfolgte durch das Planungsbüro Pulkenat in Gielow; das StAUN (Staatliches Amt für Umwelt- und Naturschutz) in Rostock beteiligte sich zudem mit 2/3 an den Kosten.
2004 wurde die Machbarkeitsstudie erstellt und im darauf folgenden Jahr konnten erste Maßnahmen ober- und unterhalb unseres Bachtals beginnen, wie beispielsweise die Modellierung und Vergrößerung zu kleiner Durchlässe des Stammbachs.
2007 nahmen wir uns den dritten Bauabschnitt auf den eigenen Flächen vor: Es wurde eine Trasse durch die Fichtenkultur geschlagen und die Rohre und Revisionsschächte entfernt. Das alte Bachbett war noch erkennbar, es wurde auf das erforderliche Niveau ausgehoben und bietet dem Bach nun wieder seine natürliche Form und Gestaltungsmöglichkeit. Verschiedene Umweltbildungsaktivitäten durch das Gymnasium Malchin und ein internationales Sommercamp begleiteten die Maßnahme. Die Schüler und Jugendlichen halfen bei der Modellierung des Bachbettes und untersuchten die Wasserqualität.
2008 war die kahl geschlagene und entrohrte Fläche bereits vollständig bewachsen und verwandelte sich im Sommer in eine blühende wilde Wiese mit unzähligen Schmetterlingen und anderen Insekten. Einzelne Laubbäume, vor allem Bergahorn, Weide und Eiche hatten sich ausgesamt und wuchsen an geschützten Stellen heran. Am Rand der für den Bach geschlagenen Schneise waren im Winter weitere instabile Fichten umgefallen oder abgeknickt. Wir fanden in einigen Stämmen Borkenkäfer.
2009 wurde die restlichen Fichten entnommen und durch standortgerechte, teilweise seltene Laubbäume im gesamten Bachtal ersetzt. Diese Aufforstung wurde zusammen mit Schülern des Malchiner Gymnasiums geplant und durchgeführt. Seit dem finden im Sommer öfter Aktivitäten mit Jugendlichen aus der ganzen Welt im Rahmen eines vom NIG e.V. und der Naturparkverwaltung organisierten internationalen Jugendcamps statt.