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PROJEKTE EUROPA

Offiziell bestätigt: Erfolg der EBI "Save bees and farmers"!

Mit der Feststellung von 1,1 Mio. gültigen Stimmen europäischer Bürger muss sich die europäische Politik mit unseren Forderungen zur Öko-Wende in der Landwirtschaft auseinandersetzen. Diese wurden in einem ersten Schritt der EU-Kommission im November vorgetragen, eine Anhörung vor dem EU-Parlament folgte Ende Januar.

Über zwei Jahre warb die Manfred-Hermsen-Stiftung intensiv für die Teilnahme von Initiativen und Bürgern an der EBI, die der Natur eine Stimme in Europa geben wollten. Mit der nun als gültig erklärten EBI hoffen wir, Entscheidungen bei Pestizidzulassungen zugunsten einer ökologischen Landwirtschaft zu beeinflussen.

Unsere Forderungen:

1) Den schrittweisen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden bis 2035;

2) Biotopflächen sollen wiederbelebt und landwirtschaftliche Flächen so gestaltet werden, dass sie die Artenvielfalt fördern;

3) Die Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern, damit sie ein faires Auskommen aus ihrer Arbeit haben und die ökologische Wende finanzieren können.

Offizielle Schritte

Die Organisatoren der EBI folgten der Einladung der EU-Kommission und erklärten am 25.11.2022 Vizepräsidentin Jourová und Kommissarin Kyriakides das Anliegen der Initiative. Am 24.01.2023 fand eine Anhörung im Europäischen Parlament statt, um sich mit den Abgeordneten über die Forderungen der EBI auszutauschen.

Offizielle Anhörung in Brüssel - Highlights / www.savebeesandfarmers.eu 

Die Kommission hat Anfang April 2023 ihre Antwort vorgelegt, in der sie den Erfolg der EBI anerkennt und als Zeichen breiter Unterstützung seitens der Bevölkerung für den Schutz von Biodiversität und nachhaltiger Landwirtschaft versteht. Sie fordert das Europäische Parlament und den EU-Rat dazu auf, rasch eine wirksame Einigung über die Legislativvorschläge zur Reduzierung von Pestiziden und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu treffen.

Die Initiatoren der EBI begrüßten diese Anerkennung, betonten noch einmal die Dringlichkeit und forderten mehr Tempo in der Umsetzung. Eine Empfehlung ist die Einbeziehung engagierter Bürger und Wissenschaftler in den Prozess, bis die Ziele erreicht sind.

Hintergrund

Die Landwirtschaft in ihrer über zwölftausendjährigen Geschichte prägte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts unsere Kulturlandschaft, beförderte eine eigene reichhaltige Vielfalt wilder Arten, versorgte uns mit gesunden Nahrungsmitteln und bot Einkommen für viele kleine Familienbetriebe. Mit dem massiven Einsatz von Kunstdünger, Pestiziden und einer fehlgeleiteten, Megabetriebe und Exporte fördernden Politik kommt dieser, für uns alle substanziell wichtige Wirtschaftszweig aus dem Gleichgewicht und schädigt dabei seine Umgebung, das Ernährungssystem und sich selbst.

Wir erleben in ganz Europa seit Jahrzehnten ein massives Insektensterben*. Die Hälfte der 560 in Deutschland lebenden Wildbienenarten ist laut WWF vom Aussterben bedroht; die Artenvielfalt nimmt insgesamt dramatisch ab (Studie Leopoldina 2018), so sind z.B. die Bestände von typischen Vogelarten der Agrarlandschaft wie Feldlerche, Star und Kiebitz sind zwischen 1998 und 2009 um mehr als 36 % zurückgegangen (Sudfeldt et al. 2013). Futtermittelimporte für die Massentierhaltung schädigen die Umwelt andernorts, z.B. durch Brandrodungen im Amazonas. Die Böden verarmen, erodieren und verlieren ihre Fruchtbarkeit - rund 16 % der europäischen Böden sind degradiert (Grimm, Jones, Montanarella, 2002).

Weltweit ist die Landwirtschaft für 11% der Klimagase verantwortlich. Gewässer und auch unser Trinkwasser sind zunehmend von Verschmutzung durch Dünger und Pestizide bedroht, Pestizide finden sich in unserer Nahrung und Luft. Skandale, wie der Verwurf Krebs auslösend zu sein beim Ackergiftes Glyphosat, machen Schlagzeilen. 

Und dabei geht es den Bauern und Bäuerinnen nicht besser, sondern immer mehr geben auf: In Deutschland gehen jeden Tag 7 Höfe Pleite und in Europa 1.000 pro Tag! Großbetriebe oder Investoren eignen sich die kleinbäuerlichen Betriebe an und nehmen noch weniger Rücksicht auf eine gesunde Produktivität und Umwelt.

Die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) in Europa unterstützt das kranke System mit den im Branchenvergleich höchsten Subventionen von rund € 54 Milliarden p.a. in der neuen Förderperiode. Absichten, diese Mittel an Gemeinleistungen zu knüpfen, sind bisher gescheitert. Aber auch das Hauptziel, die Ernährungssicherheit in der Zukunft zu gewährleisten, kann nicht erfüllt werden, angesichts der selbst verursachten irreversiblen Schäden. Die Vereinten Nationen sagen einen Boden-burnout voraus, der uns nur noch 60 Ernten erlauben wird.

Immer mehr Menschen in Europa wollen diese Entwicklung nicht länger mit ansehen, denn sie wissen: Tatsächlich kann nur die ökologische Landwirtschaft die Welt ernähren – und zwar auch eine wachsende Bevölkerung! (Reduziert werden müssen nur der übermäßige Fleischkonsum sowie die Lebensmittelverschwendung – laut WWF werden 40% der weltweit erzeugten Lebensmittel nicht gegessen.)

*Der Entomologische Verein Krefeld ermittelte in deutschen Schutzgebieten einen Rückgang der Biomasse von Fluginsekten um 75% im Zeitraum 1989-2015 („Krefelder Studie“).