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Der Bystrinskij Naturpark auf Kamtschatka

und unser Volontärprogramm im fernen Osten Russlands

Man muss schon in die Ferne schweifen, um an einen Ort zu gelangen, der noch Wildnis in riesigem Ausmaß aufweist. Kamtschatka, die Halbinsel im äußersten Osten Russlands, 1,5 mal so groß wie Deutschland, ist solch ein Ort: beeindruckend durch ausgedehnte pazifische Wälder, moorige Taiga und saubere Wildflüsse; charismatisch durch seine vielfältige vulkanische Landschaft und abwechslungsreiche Küsten; ökologisch besonders wertvoll durch seltene Arten und Ökosysteme.

Die Manfred-Hermsen-Stiftung unterstützte den Cluster „Bystrinskij“ im Naturpark „Vulkane Kamtschatkas“ durch ein gemeinsam mit der Naturparkverwaltung organisiertes russisch-deutsches Freiwilligenprogramm und leistete auch in Einzelprojekten im Bereich Naturschutz und Umweltbildung inhaltliche und finanzielle Unterstützung. Der Europäische Freiwilligendienst wurde durch die EU-Programme „Jugend in Aktion“ und ERASMUS+ kofinanziert. Über 50 Freiwillige nahmen über die Jahre teil. Seit 2017 ruht unser Engagement aufgrund der politischen Entwicklungen in Russland.

Hintergrund

Aufgrund seiner Abgeschiedenheit und durch die Abschottung als militärisches Sperrgebiet blieb Kamtschatka bis 1990 für Außenstehende gesperrt und erlaubte der Natur eine relativ ungestörte Entwicklung. Seit den 1990er Jahren aber gerät die Idylle zunehmend unter den Druck verschiedener Interessen: Große, meist ausländische Fischereiflotten erwerben Lizenzen und überfischen die Küstenregionen. Es wird intensiv nach Bodenschätzen gesucht und mit stets umweltbelastender Förderung begonnen. Damit einher geht der Ausbau der Infrastruktur, die auch Wilderern einen leichten Zugang in abgelegene Gebiete ermöglicht. Schutzgebiete könnten in einigen Jahren ebenfalls der Förderung von Bodenschätzen zum Opfer fallen, falls ihre allgemeine und staatlich anerkannte Bedeutung nicht steigt.

Unser Schwerpunkt der Kamtschatka-Arbeit lag in der Unterstützung der Aufgabenbewältigung des Naturparks „Vulkane Kamtschatkas“, wobei wir uns regional auf den Naturparkcluster „Bystrinskij“ in Zentralkamtschatka konzentrierten. Der Bystrinskij-Cluster ist mit einer Fläche von gut 1,3 Mio. ha (fast so groß wie Schleswig-Holstein) das größte Schutzgebiet der Halbinsel.


Unsere Förderung im Bystrinskij Naturpark seit 2004

Wir halfen dem Bystrinskij-Naturpark im Kampf gegen die Wilderei durch verschiedene Aktivitäten innerhalb eines Gesamtkonzepts des Parks und fokussierten uns auf die Bereiche Parküberwachung, Umweltbildung und Ökotourismus. Dazu gehörten Beiträge zur Infrastruktur u.a. mit dem Bau von Rangerhütten, der Erschließung eines touristischen Wegesystems, der Einrichtung eines Besucherzentrums und der Mobilität (Finanzierung eines Allradfahrzeug). Darüber hinaus halfen unsere Volontäre bei Untersuchungen zu Flora & Fauna.  

2005 wurde mit unserer Hilfe ein ökologischer Kinder- und Jugendclub gegründet, der das Umweltbewusstsein der Heranwachsenden stärken soll. Zu den Aktivitäten des Kinderklubs gehörten Ausflüge in den Bystrinskij Cluster des Naturparks, Umweltkurse, Filmvorführungen zu umweltrelevanten Themen sowie die Zusammenarbeit mit der Schule in Esso und Naturkunde-Experten aus ganz Kamtschatka. Von 2010-2013 leitete eine ehemalige Freiwillige und spätere Angestellte unserer Stiftung, Larisa Kravcova, den Kinderclub. Sie erhielt nicht nur von der Manfred-Hermsen-Stiftung, sondern auch von der NGO Pacific Environment finanzielle Unterstützung bei ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in Esso.

Schwerpunkt des Engagements der Stiftung: Das Freiwilligenprogramm

Seit 2006 konzentrierte sich unsere Förderung auf ein Freiwilligen-Programm. Interessierten jungen Leuten eröffnete sich durch ein längeres Praktikum im Bystrinskij Naturpark die Möglichkeit, in einer sehr fremden, zugleich wunderschönen und extremen Gegend ihre Erfahrungen mit Natur und Naturschutz zu machen. Sie lernten dabei nicht nur ein fremdes Land, das Leben und die Besonderheiten eines Naturparks auf Kamtschatka kennen, sondern wurden zudem ermutigt, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, kreativ zu sein und Toleranz zu üben. Die Freiwilligen und ihre Tätigkeiten weckten Neugier und Interesse bei der lokalen Bevölkerung. Auf diesem Wege trafen unterschiedliche Lebensgeschichten und Lebenseinstellungen zusammen, die Freiwilligen und Einheimischen tauschten sich untereinander aus und lernten voneinander.

Die aus dem deutschsprachigen Raum kommenden Freiwilligen haben je nach ihren Fertigkeiten Spuren im Naturpark hinterlassen. Sie haben das Besucherzentrum mit Informationsplakaten, interessanten Exponaten, einer Spielecke und einer Diashow am Besuchercomputer mit Leben gefüllt. Darüber hinaus erstellten sie Informationsbroschüren zu den Wanderwegen in 3 Sprachen, Wanderkarten und Postkarten, regten den Bau von Erlebnispfaden an, markierten Wanderwege und wirkten an der Erstellung der Homepage mit. Es wurden auch botanische Beschreibungen zu den Wanderwegen erstellt und ein Herbarium angelegt. Die Volontäre halfen bei verschiedensten Bauarbeiten im Naturpark, in dessen Rahmen Schutzhütten, Unterstände, Komposttoiletten und Feuerstellen entstanden. Sie boten zudem einheimischen Kindern und Erwachsenen regelmäßig unentgeltlich Deutsch- und Englischunterricht an, welcher sich großer Beliebtheit erfreute und den kulturellen Austausch intensivierte. 

Seit 2008 erhielt unser Freiwilligenprogramm Unterstützung durch das EU-Programm „Jugend in Aktion“, 2014 abgelöst vom EU-Programm ERASMUS+. In diesem Zusammenhang nahmen die deutschsprachigen Freiwilligen am Europäischen Freiwilligendienst (EFD) teil. Nicht zuletzt aufgrund dieser Unterstützung konnten wir zusätzlich junge Experten aus dem russischsprachigen Raum entsenden. Dadurch ermöglichten wir den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen russischen und deutschen Freiwilligen und unterstützten die Nachwuchsförderung im Naturpark.

Mit der Zeit kamen auch direkte Naturschutzaufgaben zum Schwerpunkt der Freiwilligentätigkeiten hinzu. In Zusammenarbeit mit anderen Freiwilligen und Naturparkmitarbeitern wurden botanische und faunische Bestandsaufnahmen sowie Kartierungen u.a. zu Vogelpopulationen durchgeführt, und ein umfangreiches Monitoring Programm ist in Gang gesetzt worden. Der 2015 veröffentlichte Band "Flora & Fauna des Bystrinskij Naturparks" des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation enthält einige Beiträge unserer Freiwilligen. Hier können Sie einen Auszug mit Übersetzung der Inhaltsangabe einsehen.

Unsere aus Weißrussland stammende Volontärin Aiva Lace startete 2014 ein Forschungsprojekt über Wanderrouten und Rastplätze von Rentierherden. Sie dokumentierte Traditionen und Lebensstile der Nomadenvölker Even und Koryak, welche im Territorium des Naturparks leben und arbeiten. Einblicke in das Leben und die Bedürfnisse der Nomaden schufen eine bessere Verständigung mit dem Parkmanagement und boten Möglichkeiten der touristischen Begegnung im Rahmen der Besucherlenkung im Park. Weiteres hierzu kann in ihren Berichten von 2014 und 2016: "Reindeer herders' route Mapping project" nachgelesen werden.

Weitere Forschungsberichte unserer Volontäre: 

Stefan Siegel: "Untersuchung zur Avifauna des Bystrinskiy Naturparks, Kamtschatka"

Maude Erasmy: "Monitoring of rare or threatened plant species in the Bystrinsky Cluster, Nature Park 'Vulkani Kamchatki'"

Christoph Kunkel: "Vegetation im Bystrinskij Naturpark"

Erlebnisberichte unserer Volontäre 

Volontärberichte

Eine Veröffentlichung bei 'Jugend für Europa' über den Europäischen Freiwilligendienst

Bericht Gabriel Hirsch, Volontär 2016-17
Bericht Barbara Meier, Volontärin 2016-17
Bericht Svetlana Rybalko, Volontärin aus Russland 2016-17
Bericht Radik Tujuschev, Volontär aus Russland 2015-17
Bericht Stefan Kraneis, Volontär 2015-16
Bericht Max Nitzsche, Volontär 2015-16
Bericht Lukas Schmidt, Volontär Juni - Juli 2015
Bericht Sophie Wagner, Volontärin 2014-15
Bericht Carola Rackete, Volontärin 2014
Bericht Andreas Donadel, Volontär 2013-14
Bericht Jan-Tobias Matysik, Volontär 2013
Bericht Ninja Wiegand, Volontärin 2012-13
Bericht Rebekka Lohse, Volontärin 2012-13
Bericht Stefan Siegel, Volontär 2011-2012
Bericht Benjamin Finke, Volontär 2011-2012
Bericht David Kirschenheuter, Volontär 2010-11
Bericht Kostja Chikalov, Volontär aus Weißrussland 2010-11
Bericht Frederic Hake, Volontär 2011
Bericht Vera Esser, Volontärin 2010-11
Bericht Susan Köcher, Volontärin 2010-11
Bericht Hanna Watzl, Volontärin aus Österreich 2009-10
Bericht Nils Zydek, Volontär 2009-10
Bericht Larisa Kravcova, Volontärin 2009-10
Bericht Anna Basler, Volontärin aus der Schweiz 2009-10
Bericht Hannah Seyfang, Volontärin 2008-09
Bericht Samuel Zürcher, Volontär aus der Schweiz 2007-08
Bericht Carsten Heuer, Volontär 2007-08 [Englisch]
Bericht Edgar Sauer, Volontär 2007
Bericht Siegfried Weidlich, Volontär aus Österreich 2007
Bericht Judith Kiss, Volontärin 2006-07
Bericht Daniela Wendland, Volontärin 2006-07
Bericht Adam Elliott, Volontär aus England 2006
Bericht Christoph Kunkel, Volontär 2006