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PROJEKTE DEUTSCHLAND

Heidschnucken für mehr Artenvielfalt

Erhaltung wertvoller Trockenrasen durch Beweidung im Breitenfelder Moor

Auf unseren Flächen im Breitenfelder Moor bei Bremen verfolgen wir neben Moor-Wiedervernässung und Waldumwandlung auch den Erhalt von Dauergrünland. Mittlerweile sind Trockenrasen und Halbtrockenrasen, mit die artenreichsten Habitate, von vollständiger Vernichtung bedroht. Auf 20 Hektar Wiese wollen wir die Verbuschung durch Kiefern verhindern.

Graue Gehörnte Heidschnucken

Unterstützung bekommen wir von einer Herde von 250 Tieren der Grauen Gehörnten Heidschnucke, die zweimal im Jahr die Bedingungen für zahlreiche Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten optimieren wird. Besonders am Herzen liegt uns der Schutz und die Begünstigung  des Lungenenzians (Gentiana pneumonanthe) und der Moorlilie (Narthecium ossifragum), beides gefährdete bzw. stark gefährdete und deshalb besonders geschützte Arten.

Lungenenzian / Moorlilie © Stiftung Naturschutz LK ROW / Vergleich Beweidungsfläche
Die Beweidung (Koppelhaltung und Hütehaltung) ist der wichtigste Teil des unter Mitwirkung der Naturschutzstiftung des Landkreises Rotenburg-Wümme erstellten Konzeptes zur Grünlandpflege, das auch benachbarte Flächen der Bundeswehr sowie private Flächen im Umkreis des Breitenfelder Moors einbezieht. Neben Schafen und Ziegen fördern auch Rinder die Biodiversität auf insgesamt gut 65 Hektar.

Die Vorteile der Beweidung im Gegensatz zum Mähen sind bedeutend:

  • Die Zeitspanne, in der der Bewuchs gekürzt und damit der Lebensraum verändert wird, ist bei Schafen naturnaher bzw. länger, wodurch Insekten- und Tierarten nicht zu Schaden kommen und sich besser anpassen können. 
  • Der Strukturreichtum wird erhöht, da Schafe durch ihr Verhalten unterschiedliche Zonen schaffen: z.B. gibt es durch Tritt stark beanspruchte Bereiche, in denen sich in der geöffneten Grasnarbe neue Arten etablieren können; durch das selektive Fressen bleiben auch mal Bereiche mit längeren Stängeln und Halmen stehen, was wichtig für Insekten ist.
  • Dominante Pflanzenarten wie z.B. das Pfeifengras werden durch Verbiss eingedämmt und gleichzeitig wird verhindert, dass deren Streu am Boden eine für andere Arten undurchdringliche Auflage bildet. 
  • In Hütehaltung kann der Schäfer die Schafe punktgenau lenken, wenn z.B. bestimmte Bereiche vom Verbiss ausgenommen werden sollen. 
  • Durch das Einbringen des Tierkots werden zahlreiche Insekten und andere Arten, die von dem Kot leben, angelockt. Mit Pilzen und anderen Kleinstlebewesen bilden sie ein vielfältiges Netzwerk und dienen als Nahrungsgrundlage wiederum für Säugetiere und Vögel.
  • Das Kurzhalten der Vegetation schafft für Greifvögel wie z.B. dem selten gewordenen Steinkauz bessere Jagdbedingungen.
  • In der Wolle bleiben Samen hängen, wodurch eine Verbreitung von typischen Pflanzen der Trockengrasfluren begünstigt wird. Ebenfalls mit der Wolle werden Insekten mitgenommen, wodurch ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen ermöglicht wird.

Schon nach einer Woche sieht man einen deutlichen Unterschied zwischen den beweideten Bereichen und denen, wo die Schafe noch nicht gefressen haben. Dem schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens), einem giftigen Neophyt aus Südafrika, haben die Heidschnucken sämtliche Blüten abgefressen, sodass die Ausbreitung durch Samen gebremst wird.  

Kurzinfos zur Beweidung mit Schafen:

  • Die  Graue Gehörnte Heidschnucke ist eine alte, heimische Landschafrasse, die robust und genügsam zugleich ist.
  • Sie gehören zur Schäferei Hehmsoth Gbr
  • In Koppelhaltung sind die Schafe in einem ca. 250 x 125 Meter großen Areal von einem 108 cm hohen, elektrifizierten Netzzaun vor dem Eindringen des Wolfes durch Überspringen oder Untergraben geschützt.
  • Bei Hütehaltung werden speziell trainierte Hunde eingesetzt.

Als Ergänzung sind weitere Maßnahmen geplant: das abschnittweise Abschieben des Oberbodens, Mähen und Mulchen. Deren jeweilige Umsetzung wird den einzelnen naturschutzfachlichen Anforderungen und Witterungsverhältnissen angepasst. Das erste Intervall der Maßnahmen umfasst zunächst 5 Jahre.